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3 Inspirierende Geschichten

Das wird uns helfen, uns selbst anders zu betrachten

The bird the cow and the cat

1-

DER VOGEL DIE KUH & DIE KATZE

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In den letzten warmen Strahlen des Tages, bevor er sich für die Nacht in sein gemütliches Nest zurückzog, genoss der kleine Vogel seinen Flug. Als er so am Himmel seine Bahnen zog und gerade in die Lüfte hinabtauchte, bemerkte er einen Schwarm von Vögeln, die flogen, als ob der Teufel selbst an ihren Schwanzfedern säße.

"Hey!" rief er, "Wohin fliegt ihr?"

"Wir fliegen nach Süden!", riefen sie über ihre Flügel hinweg. "Der Winter naht, und wir müssen in Südamerika sein, bevor er hier ist!"

Der kleine Vogel war verwirrt. Dies war sein erster Winter und von so etwas hatte er noch nie gehört.

"Aber warum denn?" fragte er.

"Es wird noch kälter werden!" riefen sie. "Dann finden wir kein Futter mehr! Komm schnell, sonst schaffst du es nicht!"

Der kleine Vogel winkte ihnen hinterher und dachte darüber nach, was sie gesagt hatten. Er hatte schon öfter in der Nacht gefroren, und es war gar nicht so schlimm. Er kuschelte sich dann einfach tiefer in sein Nest und plusterte sein Gefieder auf, dann ging es ihm gut. Kein Futter? Wenn alle anderen Vögel weg waren, würde es genug Futter für ihn geben! Lange Strecken zu fliegen war anstrengend, und es würde ihm viel besser gehen, wenn er zurückblieb! Sein Entschluss stand fest.

Er behielt Recht - jedenfalls eine Zeit lang. Während die anderen Vögel im Süden waren, hatte er hier ein gutes Leben. Auf den absterbenden Feldern gab es reichlich zu essen, und die Käfer waren durch die Kälte träge geworden. Eines abends lag er in seinem Nest, fett und glücklich, und lachte über die dummen Vögel, die in den Süden gezogen waren.

Am nächsten Morgen war ihm nicht zum Lachen zumute. Als er erwachte, prasselte eiskalter Regen auf sein Nest und weckte ihn unsanft aus seinem unruhigen Schlaf. Es war kalt. Er zitterte und zog seine Federn eng um sich, aber er konnte die Kälte, die seine kleinen Knochen durchdrang, nicht abschütteln. Verdammt. Er musste in den Süden, und zwar schnell. Er setzte zum Flug an und versuchte vergeblich, über die Regenwolken zu fliegen. Je höher er kam, desto kälter wurde es. Er spürte, wie sich Eis auf seinen Flügeln bildete, und er geriet in Panik, als er eine Abwärtsspirale taumelte. Dann schlug er hart auf dem Boden auf.

Dies war seine dunkelste Stunde. Zumindest dachte er das. Als er so auf dem gefrorenen Boden lag und der eisige Regen auf ihn einprasselte, starrte er in den grauen Himmel und flehte Hilfe herbei, von irgendwo, von irgendwem. Was der kleine Vogel nicht wusste, war, dass er mitten auf einer Kuhweide gelandet war. Die alte Kuh Bossy verspürte unterdessen einen ziemlichen Drang, bahnte sich ihren Weg durch den Graupel und den Regen und ließ einen Fladen epischen Ausmaßes fallen, der - reif und dampfend - direkt auf dem kleinen Vogel landete.

‘Na toll!’, dachte er. ‘Einfach nur toll! Als ob der Sturz nicht schon schlimm genug gewesen wäre, steckte er jetzt auch noch bis zum Hals in einem beleidigenden Haufen Scheiße!’ Aber als er niedergerungen in dem Kuhfladen lag, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass die Wärme des Kuhfladens seine Flügel auftauen ließ. Seine winzigen Knochen und Muskeln saugten die Wärme auf, und bald fühlte er sich wieder ausgezeichnet. Es war ein Wunder! Genau das Wunder, um das er den Himmel gebeten hatte. Er war so überglücklich, dass er zu singen begann:

“Freut euch des Lebens…”

In der Scheune, nicht weit entfernt, lag Tabby, die alte Katze, zusammengerollt im Heu und träumte vom Frühling, wenn die Vögel zurückkehren würden und sie anstelle von kalten, harten Friskies warmes Futter haben würde. Plötzlich stellten sich ihre Ohren auf und sie hob den Kopf.

‘Was war das? Konnte das sein?’ Neugierig tapste sie aus dem Stall und legte den Kopf schief.

‘Ha! Offensichtlich war ein Vogel nicht nach Süden geflogen. Was er sich wohl dabei gedacht hatte?’

Sie eilte hinaus in den Regen, um nachzuforschen, und stieß auf den kleinen Vogel, der inmitten eines Kuhfladens aus Leibeskräften sang.

"Pssst," sagte die Katze, “was macht ein kleiner Vogel wie du mitten in einem Kuhfladen?”

Der kleine Vogel lachte.

“Ich lag hier im eisigen Regen und war dem Tod nahe, und die Kuh dort drüben hat mich gerettet! Es war unglaublich!”

"Wahnsinn!" schnurrte die Katze. “Das ist ja der Hammer! Aber ich komme nicht umhin zu bemerken, dass du jetzt von oben bis unten mit Kuhscheiße bekleckert bist. Darf ich dir behilflich sein? Komm! Ich ziehe dich heraus und helfe dir, dich zu putzen. Dann kannst du dein neues Leben richtig genießen!”

Der kleine Vogel war überglücklich. Er war nicht nur auf höchst unerwartete Weise aus den Fängen des Todes gerettet worden, sondern bekam jetzt auch noch Hilfe von höchst unwahrscheinlicher Seite. Er streckte seinen Flügel aus, und Tabby zog ihn auf ihren Rücken, wobei sie angesichts der noch warmen Dungs, der nun ihr Fell beschmutzte, das Gesicht verzog. Der kleine Vogel aber ließ sich von der Katze rittlings zur Scheune tragen, von wo aus er zu den Pferdeställen gebracht wurde. Die Körper der vielen großen Tiere hatten diesen Teil der Scheune schön warm werden lassen, und der kleine Vogel sprang glücklich in eine Wasserpfütze und begann, seine Flügel zu putzen. Nachdem er vollkommen sauber war, half die Katze ihm, sich in das warme Heu zu legen, bis er vollkommen trocken war. Dann sank der kleine Vogel in einen geruhsamen Schlaf, woraufhin die alte Katze ihn direkt verspeiste.


 

2-

DER KNOPF

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The Button

 

 

Der Knopf steckte am Hemd eines Zimmermanns und Musikers, der in eine Frau verliebt war, die in New York auf ihn wartete. Er war einer der Passagiere auf der Jungfernfahrt und gleichzeitig einzigen Fahrt der unsinkbaren Titanic am 14. April 1912 und ertrank.

Später wurde der Knopf im Magen eines riesigen Zackenbarsches gefunden, gefangen von einem Fischer, der an der Ostküste der Färöer Inseln mit seinen Netzen unterwegs war. Der Knopf wurde an die Bluse der Tochter des Fischers genäht, und als sie einige Jahre später in Kopenhagen von der Fähre stieg, fiel er ab und landete in der Tasche eines Magiers aus dem indischen Puna.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs fand eine Krankenschwester in einem Krankenhaus in Alexandria, Ägypten, eine Tasche in einem Schrank in einem der Schlafsäle. Die Tasche war leer, bis auf diesen Knopf. Sie steckte den Knopf in die Tasche ihrer Schürze. Bevor sie abends nach Hause ging, legte sie die Schürze auf den Haufen mit den Kleidern, die in die Wäscherei gingen.

Am nächsten Morgen begann der Sohn der Frau, die auf den Tischler und Musiker gewartet hatte, der nie in New York ankam, die Wäsche auszusortieren, und nahm als erstes die Schürze, die die Krankenschwester am Abend zuvor dort abgelegt hatte, von dem Kleiderhaufen. Als er sie aufnahm, fühlte er zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand etwas Hartes, griff mit der rechten Hand in die Schürzentasche und zog den Knopf hervor. Er sah ihn sich genau an und steckte ihn in die linke Hosentasche.

Zu Hause nahm er den Knopf heraus und hängte ihn an die dünne Silberkette, die ihm seine Mutter zu seinem fünfzehnten Geburtstag geschenkt hatte und die er seitdem immer um den Hals trug.

Ein paar Wochen später erhielt der junge Mann ein Telegramm, in dem stand, dass seine Mutter krank sei, und er machte sich schnell auf den Heimweg. Zurück in New York lag seine Mutter immer noch im Bett, aber es ging ihr besser, und als sie sah, dass ihr Sohn einen Knopf auf die Kette gezogen hatte, fragte sie ihn danach. Er antwortete, dass er ihn bei der Arbeit mit der Wäsche in einem Krankenhaus in Alexandria gefunden hatte und dass er das Gefühl hatte, es sei ein Talisman, ein Gegenstand, der dem Besitzer Glück bringt.

Am 23. Januar wurde der Sohn eingezogen und trat in den Zweiten Weltkrieg ein, und der Rest der Geschichte handelt davon, dass der Sohn aus der Ferne angeschossen wurde und die Kugel den Knopf traf und ihm nach dem Krieg im Chelsea Hotel in New York ein Glas Rotwein serviert wurde. Als die Frau sich nach vorne beugte, um den Wein zu servieren, fiel ihre Halskette aus ihrer Bluse, eine Silberkette, auf die ein Knopf gezogen war ...

3-

EINE ABZIEHGESCHICHTE

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A peeled off story

 

 

Eines Morgens im Juni wachst Du früh auf.

Du liegst auf dem Rücken, denkst über deine Träume nach und

lauschst auf die Geräusche, die du vielleicht hörst.

Du räkelst dich.

Dann sitzt du auf dem Bett, streckst die Arme über den Kopf, stehst auf und gehst über den Teppich, öffnest die Tür, gehst auf den Flur hinaus und schaust nach links, wo die Küche ist.

Du gehst weiter, öffnest die Tür und stehst draußen auf der Veranda.

Nun gehst du die drei Stufen hinunter, folgst dem Gartenweg und öffnest das Tor.

Du wendest dich nach links und bleibst vor dem dritten Haus zu deiner Linken stehen. Du lehnst dich an den Zaun und beobachtest ein Tier auf der Veranda.

Jetzt setzt du deinen Weg fort, durchquerst ein kleines Wäldchen und kommst nach etwa fünfzig Schritten auf eine Wiese. Du läufst bis zur Mitte der Wiese. Dort bleibst du stehen und beobachtest die Tiere um dich herum auf dem See am Ende der Wiese.

Du beobachtest sie eine Weile und gehst dann langsam hinunter zu einem kleinen Sandstrand. Du kannst schwimmen gehen, wenn du willst, aber du musst nicht, wenn du keine Lust hast. Du kannst selbst entscheiden.

Nachdem du geschwommen bist oder auch nicht, gehst du den kleinen Hügel hinauf und setzt dich mit dem Rücken gegen den Stamm eines großen Baumes auf die Erde.

Nun geh zurück ..


 

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